22.08.2006 Santa Cruz



cathedrale in santa cruz

 

suse kam am abend noch auf die idee, die missionen entgegen des uhrzeigersinns zu besuchen, da wir danach eh weiter in richtung nordwesten nach trinidad wollen und die letzte mission im nordwesten liegt. gute idee, nur sind die ganzen gestern gesammelten informationen nun nutzlos.

 

also nochmal zur touristeninformation und erkundigungen getätigt.

 

morgen fährt ein zug nach san jose de chiquitos, der ersten station. der nächste fährt erst wieder freitag. das ist uns zu spät. also fahren wir zum bus- und zugbahnhof, um uns die tickets zu kaufen. dort erwartet uns eine echt lange schlange, sodaß ich suse zum warten abkommandiere und mich nach busalternativen umschaue. ich finde tatsächlich etwas, jedoch möchte ich eigentlich lieber mal wieder bzw. hier in südamerika zum ersten mal mit dem zug fahren.

 



suse hat sich seit meiner erkundigungen um gute 4 meter nach vorne bewegt. das kann dauern und so entschließe ich mich - überaus weise, wie man gleich sieht - mal direkt am schalter herumzuhorchen, ob man denn schon tickets für den morgigen tag käuflich erwerben kann. kann man, aber erst am nachmittag. na gut, daß ich gefragt habe.

 

also wieder zurück ins zentrum mit dem linienbus und am nachmittag nach einem guten all-you-can-eat-grillimbiss zu fuß nochmals zum terminal. und siehe da, wir brauchen nicht anzustehen. nur zwei leute vor uns und tickets bekommen wir auch. morgen mittag geht es los.

 

am abend treffen wir dann melanie. wir gehen ein bier trinken und sie erzählt uns von ihrer arbeit auf den dörfern mit den kindern. sie ist zu hause in montreal pädagogin für kinder mit handicaps. in den sommerferien arbeitet sie dann im ausland, um erfahrungen zu sammeln. sehr interessant. bis um 1.00 uhr morgens erzählen wir dann noch im hostelzimmer, wahrscheinlich zur freude unserer nachbarn, bevor endlich das licht ausmachen.

 


23.08.2006 Santa Cruz - San Jose de Chiquitos


 

nach nur 6 stunden schlaf, also pünktlich um 7.00 uhr werden wir liebevoll von melanie geweckt. sie muß relativ früh raus, um ihren heimflug nach kanada zu bekommen. wir hatten beschlossen, am morgen noch auf wiedersehen zu sagen und ein foto von uns zu machen. dementsprechend zerknautscht sehen wir auch auf dem bild aus. na, mal schauen, was die bildbearbeitungsprogramme da noch herausholen können.

 

wir erledigen noch ein zwei sachen am vormittag und gehen dann zum bahnhof. unsere großen rucksäcke müssen wir aufgeben. werden wir sie jemals wiedersehen?

 

dann heißt es warten. eine stunde vorher muß man da sein, um dann 10 minuten vor abfahrt auf den bahnsteig gelassen zu werden. vorausgesetzt, man hat einen gültigen fahrschein. haben wir! und die tickets zum betreten des bahnsteigs? ach, wie, sie wussten nicht, daß man so etwas braucht? wo kommen sie denn her?

 

ich drängel mich also zurück durch die so schön aufgereihten menschenmassen, um mich kurz danach mit zwei wunderschönen grünen tickets in der hand wieder nach vorne schieben zu lassen. ja, ja, diese dummen touristen, haben keine ahnung, wie man nen bahnsteig betritt.

 

das zugabteil ähnelt stark einem busabteil: die sitzreihen sind nahezu identisch. nur das platzangebot ist größer. mich freuts.

 

dann geht die achterbahn los. es holpert, wie zur pionierzeit der eisenbahn. ab und zu springt der wagon so sehr, daß man glaubt, er hätte das gleisbett schon längst verlassen. es ist unglaublich.

 

und dann beginnt der zweite teil der show: in bester nelly-van-sale-art startet eine non-stop-verkaufsshow. angefangen von kühlen getränken (okay, da greift man gerne zu, wird es doch mit zunehmender fahrt immer wärmer) bis zu frittiertem fisch, chicha (maisbier) in plastiktüten mit strohhalm, hühnchen, kaffee und kuchen. es gibt alles. zwischendurch gibt es sonnenbrillen, uhren ("wanna buy a watch?"), socken und handy-gehäuse. herrlich.

 

noch mehr spaß, als die ganzen leute zu beobachten, wie sie die sachen verkaufen und immer wieder neu anpreisen, ist, was die konsumenten hier alles vertilgen. nehmen wir mal die frau schräg rechts vor mir. sie startet ganz unauffälig mit einer jumbo-tüte popcorn. na gut, noch vor der abfahrt sichert sie sich eine zweite. man kann ja nie wissen. die tüten sind dann auch schon alle, da hat der wagon noch nicht einmal angezuckt.

 

durst! sie muß was trinken. cola. eine reicht fürs erste. dann kommt der hunger und außerdem isst der nebenmann ja auch schon wieder. es gibt hühnchen al horno, also aus dem ofen. mit reis. und hinein damit. ein dessert? na klar. wackelpudding. dann mal wieder ein paar chips. obst ist auch gesund. mandarinen sowieso. also mund auf, augen zu und schwupps ab in das gesicht damit. lecker.

 

irgentwann höre ich auf, mir zu merken, was noch alles in den schlund der guten frau wandert. wir amüsieren uns köstlich. gesundheitsbewusst wie wir sind, knabbern wir nur cracker und an den gekauften mandarinen.

 

am abend erreichen wir dann san jose. unser gepäck ist auch da. in sichtweite. nur geben will es uns vorerst keiner. erst die anderen sachen und bitte zurücktreten, denn bei dem chaos sehen ja nicht einmal die bahnbediensteten durch. irgentwann schnappe ich mir dann unsere rucksäcke, zeige einem wichtig aussehenden typen noch kurz unsere ticketabschnitte und mache mich mit suse auf, eine unterkunft für heute nacht zu finden. im "hostel san jorge" werden wir fündig. die nette dame dort bietet uns an, solange zu bleiben, wie wir wollen. ein jahr wäre ihr auch recht, vom finanziellen her. frühstück macht sie uns auch schon um 5.00 uhr, wenn wir das wollen. einen echten spaßvogel haben wir hier erwischt.

 

neben einem sauberen zimmer und einem echt hohen spaßfaktor der besitzerin erhalten wir zudem in der nacht eine gratisbeschallung aus der spielhölle nebenan. das lohnt sich.

 

wir ziehen noch einmal los, um etwas zu essen. am plaza finden wir ein lokal. es gibt pollo frito, frittiertes hühnchen. suse quählt noch immer der bauch. für sie gibt es nur reis mit ohne alles. lecker.

 


24.08.2006 San Rafael de Velasco



in der mission von san jose de chiquitos

 

als erstes schaue ich heute morgen im wörterbuch nach: [span. apendicitis] dt. blinddarmentzündung. suses bauch tut auffallend doll weh. blöde stelle; genau am blinddarm. wir entscheiden uns, ins hospital zu gehen, an welchem wir gestern nacht zufällig vorbei geschlendert sind. das frühstück verschieben wir auf später.

 

im krankenhaus ist warten angesagt, denn der nicht gerade sehr flinke "zivildienstleistende" vergisst, uns auf die liste zu setzen. ich frage nach, zahle 10 bolivianos und wir dürfen bei der ärztin vorsprechen. blut und andere flüssigkeiten werden ins labor geschafft und wir dürfen in einer stunde nochmal antreten.

 

ich plane in der zeit unsere weiterreise uind hole erkundigungen zwecks der weiteren busverbindung ein. dann gehe ich zur plaza und treffe beim fotos machen auf einen alten kleinen mann, der mich ohne zeit für eine begrüßung zu verschwenden fragt, wo ich denn herkomme. "aus deutschland." "ach du scheisse, das habe ich mir doch gedacht.", sagt er zu mir in bestem deutsch. josef heisst er, kommt aus bremen und lebt seit 15 jahren hier in san jose. er ist ungefähr (und ungelogen) 1,30 meter groß und ist froh, sich mal wieder ausheulen zu können. aber er ist nett und so höre ich ihm zu, was er mir alles so zu sagen hat.

 

im labor und bei der ärztin gibt es gute nachrichten. nur eine infektion, nichts gefährliches mit dem blinddarm. zum glück. es gibt viele bunte tabletten zum einnehmen und das wars. wir sind erleichtert.

 

mit suse gehe ich auch nochmal zur mission, welche nun sogar geöffnet ist. wunderschön. viel holz, viele malereien, zudem viele noch original, also mehr als 250 jahre alt. wie beeindruckend muß solch ein bau auf die hier einheimischen indios gewirkt haben?!

 

auch suse hat noch das vergnügen, sich mit josef unterhalten zu dürfen, bevor es am mittag mit dem bus weitergeht. wir treffen auf matteo und valentina aus italien, die auch die route wie wir machen. bereits gestern haben wir sie bei der "gepäckausgabe" am zug gesehen, wo sie aber schneller erfolgreich waren, als wir.

 

die fahrt nach san rafael ist wundervoll holperig. zudem kommt aus den ritzen des holzfußbodens im bus die halbe strasse in form von staub durch, sodaß wir bereits nach 30 minuten als echte indianer, als rothäute durchgehen würden. hinzu kommt, daß es so schwül ist, daß schweiß und staub eine herrlich klebrige masse ergeben.

 

die mission in san rafael wird dann nach der ankunft von uns begutachtet. wir haben uns zuvor am plaza in einem netten hostel einquartiert und beschlossen, den abend zusammen (also wir zwei und matteo und valentina) zu verbringen. die lichtverhältnisse sind sehr schlecht, um in der mission fotos zu machen, also hoffe ich, morgen dazu noch zeit zu haben. wir suchen ein lokal, um noch zusammen zu essen, müssen jedoch feststellen, daß wir noch zu früh dran sind. essen erst in einer halben stunde. was es gibt? pollo frito. klasse. hatten wir ja schon lange nicht mehr ;)

 

wir gehen also wieder zurück zum plaza, um irgentwo unsere staubigen kehlen mit einem schluck bier zu spülen. an einem kleinen mercado wird dann für uns ein tisch herangeschafft und vier stühle und schon wird aus einem markt eine kneipe. so einfach ist das. auch zwei dorftrinker gesellen sich zu uns und fragen uns mit coca vollgestopften backen lallend aus. ich verstehe kein wort. als sie dann zu aufdringlich werden, beschliessen wir, auszutrinken und unser frittiertes federvieh essen zu gehen. es ist wunderbar, jedoch wünsche ich mir für morgen etwas anderes wie hühnchen.

 


25.08.2006 San Miguel - San Ignacio - Concepcion



boxenstop mit reifenwechsel in san miguel

 

ab 7.00 herrscht hochbetrieb in dem kleinen örtchen, was heisst, daß hier zwei - drei lkws durchfahren. reicht aber, um uns aufzuwecken. so bin ich gegen 8.00 uhr bereits auf der suche nach frühstück und beim verschiessen von bildern. mission im morgenlicht. äusserst schade nur, daß stets ein gewisser dunst in der luft liegt. kommt daher, daß die leute hier, kurz vor der regenzeit ihre felder abbrennen. unkontrolliert lodern so, wie wir auch später noch sehen, etliche hektar land lichterloh.

 

mit frischen süßen brötchen kehre ich zurück. auch matteo und vale sind auf. wir entscheiden uns, die nächsten missionen gemeinsam zu machen und wollen den bus um 11.00 uhr nach san miguel nehmen. genug zeit für frühstück und dusche.

 

am plaza stehen wir dann pünktlich mit sack und pack und warten mit einigen einheimischen auf den bus, die sich köstlich amüsieren, als drei kinder anfangen, uns mit alten tonbändern einzuwickeln. welch ein spaß. auch für uns.

 

die sonne gibt ihr bestes und nun merke ich, daß ich gestern wohl meine mütze habe bei den angeheiterten leuten liegen lassen. nachforschungen dort und auch im restaurant ergeben nichts. somit landet das erste ausrüstungsstück auf unserer verluste-liste, nach gut 4 monaten. guter schnitt, wie ich meine.

 

auf der fahrt mit dem bus nach san miguel knallt es plötzlich ganz laut und eine schaufel voll staub fliegt jedem, der weiter hinten sitzt ins gesicht. ein reifen ist geplatzt und der druck lässt, bedingt durch die faustgroßen rostlöcher im radkasten, ordentlich staub aufwirbeln. nach einer kurzen inspektion entscheidet sich der fahrer zur weiterfahrt. gewechselt werden kann das olle ding ja auch noch im nächsten ort.

 

in san miguel haben wir recht wenig zeit zum besuch der mission. so entscheiden wir uns, ohne gepäck in 2er-gruppen loszugehen. als wir die mission betreten, werden wir schon von einem gärtner empfangen. er führt uns durch die mission und erklärt uns viel. leider nicht nur, daß sein vater viele der pfeiler zur zeit der restauration in handarbeit hergestellt hat, sondern auch, daß er erst vor kurzem verstorben sei. man sieht und fühlt, wie sehr es den mann mitnimmt. mich bewegt zudem sehr, daß sein wöchentlicher verdienst bei rund 20 bolivianos, also rund 2 euro liegt.

 




ein junge und sein hahn warten mit uns auf den bus

unser bus nach san ignacio ist brechend voll, man nimmt uns nicht mit. super. jetzt haben wir auf einmal wieder viel zeit, denn der nächste fährt erst in 3,5 stunden. wir fragen einen der mototaxi-fahrer, ob es jemanden gäbe, der ein auto hat und uns damit nach san ignacio bringt. "ja, gibt es.", lautet die antwort. okay, kennst du ihn auch? "ja, kenn ich." und kannst du den mal fragen, ob er uns fährt? "na gut." wahnsinn, wie gelassen die leute hier sind. nur nicht zu viel energie verbrauchen, den tag über. herrliche lebenseinstellung. nach 10 minuten kommt unser "kurier" wieder angeknattert. wir sollen warten, denn sein freund würde gleich kommen und uns abholen. nach einer weiteren stunde entscheiden wir uns, vorsorglich schon mal bustickets zu kaufen und unser gepäck abzustellen. bestimmt hat sich der taxifahrer im jahr geirrt und wird nun nächstes jahr am 25. august nach 4 touristen suchen, um sie nach san ignacio zu bringen.

 

wir schlendern, nachdem wir unser gepäck untergestellt haben, zu einer kleinen tischlerei. hier schnitzen ca. 13 angestellte unwahrscheinlich schöne figuren, meist für kirchen, aber auch zum verkauf. das holz, welches sie verwenden ist sehr weich und läßt sich gut verarbeiten. sie erklären und zeigen uns alles. schlußendlich kommen wir einmal wieder nicht herum, und kaufen auch etwas. danach gehen wir zu einer schule, welche auch eine kleine schreinerei auf dem hof hat. für mich ist es sehr beeindruckend, wie hier gearbeitet wird, denn eine echte bildhauer oder schreinerausbildung hat hier niemand. viele der skulpturen werden hergestellt, indem sie von skizzen oder bildern abgekupfert werden.

 

wir besuchen noch das örtliche feinschmeckerlokal, wo wir mit reis und carne versorgt werden. nicht ganz so lecker, aber das merkt man auch schon, wenn man in die nähe der fleischereien hier kommt. aufgrund mangelnder kühlung riecht es immer leicht. hühnchen wäre wohl die bessere wahl gewesen.

 

pünktlich zum sonnenuntergang erreichen wir dann san ignacio, besuchen die mission und kaufen uns tickets für die heutige weiterfahrt nach concepcion. die mission gleich in vielen punkten den anderen, und doch sind sie so unterschiedlich, daß es nicht langweilig wird.

 

wir finden eine bäckerei und decken uns mit köstlichem brot ein. dann geht es zum bus und hinein in selbigen. dort gibt es dann die große überraschung. da die busgesellschaft ohne computer und telefon arbeitet, wurde einer unserer sitzplätze gleich zweimal verkauft. pech gehabt. so setze ich mich halt in den gang und bekomme von einer netten dame als rückenlehne ihren rollkoffer angeboten. das ist doch mal nett und den umständen entsprechend recht bequem.

 

auf halber strecke verlassen einige den bus und ich wittere meine chance auf einen sitzplatz. ich pelle mich aus dem gang hinaus und muss feststellen, daß meine hose wie angeklebt ist. weitere recherchen ergeben, daß rosa kaugummi auf dem mittelgang einen großteil dazu beigetragen hat. für spätere untersuchungen im labor habe ich mir großzügig ein riesen stück an meiner hose klebend mitgenommen.

 

zurück zum platzangebot: höflich frage ich - eigentlich mehr rhetorisch gemeint - eine ältere dame, ob der platz neben ihr frei wäre. sie verneint. auf unsere fragen zum wieso und weshalb antwortet sie nur kurz, daß sie ihn "gekauft" hat und schließlich immer mit zwei sitzplätzen im bus reist. punkt. aus. ende. ein paar minuten später versucht sie dann, als sie bemerkt, wie begehrt sitzplätze in diesem bus sind, den ihrigen zweiten meistbietend zu verkaufen. nein, neben solch einer kapitalisten-oma möchte ich gar nicht sitzen.

 

mitten in der nacht erreichen wir concepcion und irren erst einmal etwas ziellos durch die gegend, auf der suche nach einer bleibe. ab und zu stolpern wir dabei über auf der straße schlafende hunde.

 

eine dame im morgenrock öffnet uns zu guter letzt eine tür zu einem hostel und wir finden in einem gemeinschaftszimmer platz.


26.08.2006 Concepcion - San Ramon - San Javier



in concepcion mit matteo und valentina

 

wir verlassen unser hostel und wie so oft sind wir erstaunt, daß ein ort am tage bei weitem nicht so unmöglich aussieht, wie man es nachts empfindet, wenn man ankommt. gut, concepcion ist kein platz zum hängenbleiben, aber auch nicht sehr häßlich.

 

wir gehen zur plaza und begutachten auch die mission hier. diesmal, wieder völlig anders, als die anderen, wurde hier eine menge gold und glitzer verbaut. zu viel für unseren geschmack, denn die schöne hölzerne konstruktion geht darin leider völlig unter.

 

gegen mittag fahren wir weiter nach san ramon. ein wunder, sollten wir je lebend ankommen, denn neben dem üblichen genuss von coca und bica während der fahrt, teilen sich fahrer und co-pilot auch gerne die ein oder andere büchse bier. zudem scheint es dem fahrer irrsinnig spaß zu machen, sämtliches getier, welches auf oder neben der straße kreucht und fleucht, zu verfolgen und zu jagen und kurz vor dem seitenstreifen den bus wieder in richtung straße zu bewegen. irrsinn.

 

matteo und vale bleiben im horror-bus sitzen und fahren bis santa cruz durch. wir versuchen am heutigen abend an der kreuzung in san ramon einen bus nach trinidad zu erwischen. wir hoffen, es klappt. so stehen wir, nachdem wir in san javier, trotzdem sich dort eine der schönsten missionen befindet, nicht ausgestiegen sind, gegen 16.00 uhr in san ramon an besagter kreuzung.

 

hier tobt das leben. etliche marktstände sind aufgebaut. verhungern und verdursten werden wir hier auf keinen fall.

 

gegen 21.00 uhr soll hier "mas o menos" (mehr oder weniger) der erste bus nach trinidad durchrauschen. gute 5 stunden zeit, sich ein wenig umzusehen. so setzen wir uns erst einmal an die gegenüberliegende tankstelle zum essen und beobachten, wie ein schulbus in form eines pickup-truck die kinder zurück nach san ramon bringt. 17 schüler und schülerinnen haben auf der ladefläche platz gefunden. unglaublich.

 

ab 19.00 uhr sitzen wir dann wieder auf der straße, bereit vom ersten bus mitgenommen zu werden. ein mann gesellt sich zu uns und fängt eine unterhaltung an. heute sei es schlecht mit freien plätzen, da es samstag sei und in santa cruz ein großes fest war. viele würden wieder nach hause fahren wollen. somit seien die busse alle ausgebucht. er schlägt vor in einen kleinen nachbarort zu fahren, dort im hostel zu übernachten und morgen früh mit dem dort startenden minibus nach trinidad weiterzufahren. er würde es auch so machen. irgentwann war er dann auch weg.

 

eine frau mit 3 kindern gesellt sich dann zu uns. auch auf dem weg nach trinidad. wir sehen unsere chancen auf einen freien sitzplatz dahinschwinden. aber ich bin es ja gewohnt, im gang zu sitzen. kein problem also, hauptsache uns nimmt irgenteiner mit.

 

dann, gegen 21.30 uhr kommt tatsächlich ein bus. auch der mann ist plötzlich wieder da. wollte er nicht weiterfahren? oder wollte er uns nur loswerden, um seine chancen, mitgenommen zu werden, zu erhöhen?

 

der bus hält, und ich sprinte hin. kein platz mehr frei, sagt man mir. aber ich gebe mich auch mit einem platz am gang zufrieden. okay, wir dürfen mit. ich renne zurück und hole unsere rucksäcke. kurz bevor ich den bus erreiche, gibt er gas und ist weg. na, was für ein spaßvogel.

 

also warten wir weiter. insgesamt bis 23.30 uhr. und es will einfach kein bus kommen. die frau mit den drei kindern telefoniert und informiert uns, daß angeblich ein unfall auf der einspurigen brücke zwischen santa cruz und san ramon gewesen sei. alles sei dicht. heute kommt hier kein bus mehr vorbei. sie bietet uns an, mit ihr nach san javier zu fahren. mit dem taxi. den preis könnten wir uns teilen. wir fragen sie noch nach einem hostel, aber sie meint, wir könnten auch bei ihr schlafen, denn ihr haus sei groß genug.

 

und so schiessen wir buchstäblich über den asphalt hinweg. keine ahnung, wann der fahrer seinen führerschein gemacht hat und vor allem, wann er das letzte mal geschlafen hat, aber mir wird reichlich angst und bange, wenn er immer kurz vor jeder leitplanke ruckartig das lenkrad herumreisst.

 

wir erreichen san javier in ganzen stücken und sind angenehm überrascht, als wir das stattliche anwesen der dame betreten. eine bedienstete bringt uns erst einmal kaffee und kekse und richtet uns die betten her. dann unterhalten wir uns mit der dame des hauses und erfahren, daß sie die bürgermeisterin von san javier ist. danach gibt es etliche bilder von festen und treffen mit hohen politikern zu bestaunen. gegen 2.00 uhr nachts entscheiden wir uns dann aber, ins bett zu gehen. morgen versuchen wir dann noch einmal gemeinsam, nach trinidad zu kommen.

 


27.08.2006 San Javier - Santa Cruz - Trinidad



das beste am sonntag - die messdiener dürfen die glocken läuten

 

um 8.00 uhr werden wir unfreiwillig geweckt. eine kleine familientragödie hat sich ereignet, liegt doch die schwägerin der netten dame im krankenhaus. die ganze familie ist hellwach und dabei, die sachen zu packen, um nach santa cruz zu fahren. so packen wir schnell zusammen, verabschieden uns und bedanken uns für die gastfreundschaft.

 

wir begeben uns zur plaza und schauen uns die mission an. sie ist die einzige, bei der unwahrscheinlich viele malereien noch erhalten sind. da heute sonntag ist, dürfen die jungen messdiener den glockenturm hinauf und die glocken läuten. das machen sie am allerliebsten erklärt uns der franziskaner, den wir im hof treffen. er kommt aus italien und ist schon seit 15 jahren hier in bolivien. er erklärt uns unheimlich viel über die missionen, die erst in den letzten paar jahren komplett restauriert wurden. früher wurden die malereien einfach immer nur übergestrichen und erst vor ein paar jahren, als mit den restaurierungsarbeiten begonnen wurde, kam das ursprüngliche bild der kirchen wieder zum vorschein, als man farbschicht für farbschicht vom holz entfernte.

 

wir haben uns entschlossen heute von hier erst nach santa cruz zu fahren und dann von dort heute nacht nach trinidad. somit sollten wir auch sitzplätze sicher haben.

 

gesagt getan und schon ein paar stunden später erreichen wir wieder das so gar nicht vermisste santa cruz. wir klären alles für unsere weiterfahrt, geben unser gepäck in die aufbewahrung und machen uns nochmals auf in die stadt. es hat sich nicht zum guten geändert. nur kühler ist es geworden. kann aber auch daran liegen, daß die letzten tage unerträglich heiß gewesen sind.

 

gegen 20.30 uhr nehmen wir dann den bus nach trinidad, welches wir morgen früh erreichen sollen. in san ramon steigen dann leute zu, die sich in den gang setzen müssen. das hätten wir sein können. zufrieden über meinen sitzplatz versuche ich etwas schlaf zu finden, werde aber gleich wieder wach, als eine überaus kräftige chulita versucht, sich neben mir in den gang zu quetschen. mit einem plumps sitzt sie dann halb auf meinem fuß, was sie überhaupt nicht zu stören scheint. nett von ihr, daß sie in dieser schwülen nacht und in der schlechten luft, die man stets in diesen bussen hat, noch zusätzlich wärme abstrahlt. na, zumindest werde ich diese nacht nicht frieren.