28.08.2006 Trinidad und Puerto Varador



ein wasserschwein mitten in der stadt

 

gegen 6.00 uhr erreichen wir den busbahnhof von trinidad. wir quetschen uns durch die leute dort, die uns tickets für einen anschlussbus nach rurrenabaque verkaufen wollen. na, so eilig haben wir es dann auch nicht. zwei schweizer waren mit uns zusammen im bus hierher, jedoch verlieren wir sie bei dem gewimmel aus den augen. man sieht sich ja bekanntlicherweise immer zweimal.

 

mit meinem kopierten stadtplan in der hand versuche ich, zum plaza durchzukommen. die einzigen, die wir zum fragen treffen, sind zwei mennoiten, die ihrem glauben getreu nicht gerade sehr auskunftfreudig sind.

 

suse hatte gelesen, daß es hier ab und zu anacondas gegeben haben soll. ich frage mich anfangs noch wo, aber dann sehe ich, daß die ganze stadt ohne kanalisation auskommt und vor den häusern ein gräßlich stinkender graben für die abwässer verläuft, der in irgentwelchen tümpeln im stadtinneren mündet. wie ekelig.

 

nachdem wir ein schönes hostel ausfindig gemacht haben, duschen wir und holen etwas schlaf nach. dann klären wir unsere weiterfahrt für morgen und fahren nach puerto varador, welches ca. 13 km ausserhalb von trinidad liegt. hier kann man rosa flußdelfine beobachten. ausserdem ist der ort für frischen fisch bekannt. wir lassen uns absetzen und schlendern durch das recht kleine örtchen und landen an der dorfschule. es ist gerade unterricht. neugierig schauen wir in die fenster der klassen und versuchen unentdeckt zu bleiben, um den unterricht nicht zu stören. es gelingt nicht ganz und so werden wir von der englischlehrerin ausgefragt. 17 lehrer sind hier für ca. 320 schüler zuständig. wir werden dann ins lehrerzimmer eingeladen und lernen die direktorin kennen. sie klärt uns über das bolivianische schulsystem auf, und es ist erschreckend, wie wenig wichtig es ist, die schule zu besuchen. die eltern haben mehr davon, ihre kinder mitarbeiten zu lassen, um geld für das tägliche essen zu verdienen. meist hören viele auch im alter von 13 oder 14 jahren auf, die schule zu besuchen; viele mädchen gründen in diesem alter eine eigene familie.

 

ich frage, ob ich ein paar bilder machen darf, und die direktorin ist sofort begeistert. sie holt, da es 12.00 uhr ist und die schule somit beendet, die schüler auf den hof und lässt sie zum fotoshooting antreten. was für ein trubel. wir versprechen der direktorin, ihr die bilder per post zu schicken. dann laufen wir mit ihr zurück zur hauptstraße. flußdelfine gebe es hier zu dieser zeit sehr wenig und so unterhalten wir uns lieber mit ihr im schatten der großen bäume. sie lädt uns ein, an der morgigen feier in der schule als ehrengäste teilnehmen zu dürfen. alle schüler führen etwas auf und stellen ihre arbeiten, welche sie während des schuljahres gemacht haben, aus. leider fahren wir morgen schon weiter nach rurrenabaque und wir bedauern es sehr, nicht da sein zu können.

 

die direktorin wartet auf eine mitfahrgelegenheit heute. wie wir. sonst fährt sie immer mit ihren beiden kindern zu dritt auf dem moped zur schule. und so ist es auch kein problem für sie, als wir uns gemeinsam in ein auto quetschen, in welchem schon 3 leute sitzen. so fahren wir zu neunt (9!) mit zwei hühnern und 5 küken (3 leute vorne, 4 leute hinten uns die beiden kinder im kofferraum) in richtung trinidad.

 

hier schauen wir uns noch eine kleine kolonie indigener leute an, welche hier in totaler selbstverwaltung leben. sie haben auch eine artesania-werkstatt, in welcher alle möglichen handarbeiten zum verkauf angeboten werden. dann geht es über den friedhof, eine meiner lieblingsorte in anderen ländern und dann zurück ins hostel.

 


29.08.2006 Trinidad - Rurrenabaque



flussüberquerung auf bolivianisch

 

wir stehen am busbahnhof und warten auf unseren bus. alle anderen busse der anderen gesellschaften sind bereits da und sehen fantastisch aus. dann kommt unser bus.

 

er ähnelt sehr einem alten amerikanischen schulbus. mit einem fetten logo an der seite: "people buss". na, wie für uns gemacht. da freut man sich ja schon auf die 12 stunden busfahrt. vorher wird jedoch noch das gepäck verstaut. neben unseren rücksäcken landet so auch ein motorrad auf dem dach des alten chevrolet. mal schauen, wie lange das hält, denn die strecke nach rurre soll sehr holperig werden.

 

nachdem festgestellt wurde, daß wieder einmal zu viele tickets für zu wenig plätze verkauft wurden, sammelt ein moderner robin hood von jedem der fahrgäste noch 2 bolivianos ein, um in einem anderen bus mitzufahren. da auch die einheimischen zur kasse gebeten werden und nicht großartig herummosern, sind auch wir bereit, unseren beitrag zu leisten. dann geht der höllenritt los.

 

die strecke nach rurre ist mehr als schlecht. etliche regengüsse haben die straße ausgespült, welche jetzt in der trockenzeit unendlich staubig und zerklüftet ist. die sitzbänke im bus sind aus holz mit einem kleinen stoffüberzug, sodaß uns schon nach ein paar minuten der hintern anfängt, weh zu tun. das kann ja heiter werden.

 

wir fahren die gleiche strecke, die wir gestern schon gefahren sind und passieren puerto varador. dann geht es insgesamt dreimal über den fluß. mit floßen. wir müssen dazu jedesmal aussteigen, was von uns gerne angenommen wird, um den popo zu entlasten. dann wird der bus auf ein floß geladen und auch wir dürfen selbiges betreten. teils mit seilen, teils mit kleinen kanus wird dann das floß auf die andere seite befördert. dann folgen etliche stunden holperpiste ehe wir zum mittag an einem kleinen ort anhalten.

 

wir setzen uns zu martin und claudine, den beiden schweizern, die sich diese busfahrt, so wie wir, auch etwas anders vorgestellt hatten. so müssen wir jetzt alle durch.

 

während der fahrt sehen wir etliche buckelrinder am straßenrand und auch gürteltiere und kaimane, ein kleiner vorgeschmack auf die bevorstehende tierwelt um rurrenabaque.

 

gegen 21.00 uhr erreichen wir dann einen kleinen ort und wir freuen uns, endlich angekommen zu sein. der hintern ist völlig taub und auch die beine wollen nicht mehr so recht weitermachen wie sonst. da teilt man uns mit, daß es noch ca. 4 stunden bis rurre sind. keine ahnung, wie man uns hat sagen können, es wären nur insgesamt 12 stunden. wir sind bedient. martin beginnt vor lauter langeweile coca zu kauen und auch ich weiß wirklich nicht mehr, wie ich sitzen soll. so schlimm war es noch nie.

 

nach mitternacht kommen wir dann endlich an, schnappen uns unser gepäck, bedauern die, die noch 3 stunden weiter nach santa rosa fahren und suchen uns eine unterkunft. wie gelähmt fallen wir ins bett und rühren uns nicht mehr von der stelle. das erste mal, daß wir eine ganze nacht auf dem bauch schlafen.

 


30.08.2006 Rurrenabaque



rettungswesten auf einem kleinen kutter - made in germany

 

nach einer angenehmen nacht gehen wir mit den beiden schweizern frühstücken und informieren uns dann bei einigen agenturen nach möglichkeiten, die angrenzenden nationalparks zu erkunden. wir haben vor, mit dem boot das naheliegende naturreservat zu besuchen.

 

in rurrenabaque gibt es unzählige agenturen. meist gefällt uns jedoch nicht, daß es zum einen riesige gruppen sind, die zusammen losgelassen werden und zum anderen sind es die fotos an den wänden der agenturen. affen werden angefüttert, damit die touristen sie fotografieren können, kaimane werden eingefangen zum näheren betrachten usw. ja, und eine bar gebe es auch am fluß, die man besuchen könne, um mit den anderen touristen am zweiten abend feiern zu können.

 

so sind wir dann sehr froh eine agentur durch zufall zu entdecken, die all dies nicht anbietet. jimmy, einer der guides erklärt uns, daß sie ihr camp weit ab der anderen haben. die tiere werden nicht eingefangen, nicht angefüttert und schon gar nicht in irgenteiner weise gestört. eco turismo - ökologischer tourismus. das gefällt uns und nach langem hin und her entscheiden wir uns für eine 3-tages-tour.

 

wir gehen danach noch zum büro der tam, der bolivianischen militär-fluglinie und erkundigen uns über flugverbindungen nach la paz. diese sind, bedingt durch die einfachheit der fluggeräte überaus günstig aber dadurch auch überaus beliebt. leider ist nichts mehr frei. wir könnten aber morgen noch einmal nachfragen. vielleicht springt ja jemand ab.

 

ich gehe mit unserem zukünftigen guide fernando zur bank, um das geld für die tour abzuholen. als wir am büro der tam vorbeikommen, erwähnt er beiläufig, daß jimmy's frau dort arbeitet. gut zu wissen... mit dieser information und dem geld für die tour gehe ich zurück zur agentur. ich zahle und jimmy verspricht mir, heute nacht sein bestes zu geben, damit wir für montag zwei tickets haben. finde ich klasse.