27.01.2007 Auf nach Chichicastenango

 

ein letztes mal sitzen wir auf der terasse vom hostel "el viajero". dann geht es mit sack und pack zum busbahnhof, wo wir sogleich einen chickenbus nach chimaltenango nehmen. von dort geht es hinein in die berge bis los encuentros. hier gabelt sich der weg. rechts nach chichicastenango, links zum lago attitlan, unserem nächsten ziel. während der fahrt haben wir schon einige blicke auf den see und seine vielen vulkane ringsherum erhaschen können und wir freuen uns schon...

 

nach dem besuch einer öffentlichen toilette am straßenrand (ein erlebnis für sich) schnappen wir uns einen bus, der uns bis hinunter nach chichicastenango bringt. hinunter und wieder hinauf und wieder hinunter und so weiter... quer durch die berge. uns erwartet ein kleines bergdorf, welches sich auf den grossen touristenansturm für den morgigen tag vorbereitet. überall wimmelt es von händlern, die ihre stände aufbauen und ihre waren ausbreiten. in der luft hängen dicke wolken von weihrauch und räucherstäbchen.



wir quetschen und drängeln uns mit unseren rucksäcken quer durchs getümmel. gar nicht so einfach... zielstrebig gehen wir in richtung plaza. dor empfangen uns etliche guides. jung und alt, alle bieten sich als stadtführer an. wir lehnen erstmal dankend ab. ein junge bleibt stets an unserer seite und fragt, welches hostel wir ansteuern. das "el telefono". er will uns den weg zeigen, den wir aber kennen, in der hoffnung eine provision vom hostel ergattern zu können. mir solls egal sein.

 

im hostel ist fast alles frei und noch viel besser: vom obersten stockwerk haben wir einen atemberaubenden blick über das ganze dorf und den durchaus sehenswerten friedhof. selten haben wir solch bunt bemalte gräber und gruften gesehen, und wir besuchten auf unserer reise schon etliche friedhöfe...



nachdem wir uns häuslich eingrichtet haben, ziehe ich kurz los, zur touri-info. vor den kirchen stehen einige schamanen und halten irgentwelche zeremonien ab. irgentwie hat der ort etwas total mystisches... in der touri-info ist man sehr nett und hilfsbereit. ich frage meine berühmten fragen über dorf und umgebung und bin mir jetzt schon sicher, morgen einen guide zu nehmen, der uns etwas mehr über die geheimnisvollen zeremonien erzählen kann.

 

dann schnappe ich mir suse und wir gehen beide zurück zur plaza. nach einem kleinen snack und meiner ersten naranjada (ein getränk aus frischem orangensaft und soda mit viiiiieeeel eis) fühlen wir uns gestärkt genug, über den markt zu schlendern und uns all den händlern zu erwehren.

 

und so ist dem auch. jeder will uns heute seine waren "andrehen". morgen seien sie viel teurer. ein kleiner junge, total nett irgentwie, will uns ein paar fingerpuppen verkaufen. nur heute kosten sie 10 quetzales das stück. morgen, so sagt er, kommen die amerikaner und dann verkauft er sie für 90 dollar. ich frage, ob das auch wahr sei, woraufhin er schmunzelnd sagt, dass es stimmt, was er sagt. trotzdem kann er bei uns nicht landen, auch wenn er noch so witzig ist. man kann ja nicht immer was abkaufen...


28.01.2007 Chichicastenango


 

völlig unmystisch piept uns der wecker gegen 6.00 uhr aus dem bett. der blick aus dem zimmer jedoch ist alles andere als unmystisch. das dorf hüllt sich in nebel, der duft von parafin und weihrauch liegt in der luft. schnell essen wir ein klein wenig, dann gehen wir hinunter zu der einen der beiden sich gegenüberliegenden kirchen an der plaza. hier warten wir auf tomas, einem guide, den wir durch zufall gestern abend empfohlen bekommen und sogleich für heute "gebucht" hatten.

 

tomas' vater und großvater sind beide schamanen, personen, die im glauben der maya, kontakt mit den alten göttern aufnehmen und mit hilfe von verschiedenen zeremonien verschiedene probleme, krankheiten und anderes beseitigen bzw. heilen.




wir warten also vor der kirche auf ihn. hier sind schon einige prozesse voll im gange. schamane schwenken glühende büchsen mit weihrauch und sprechen in der alten sprache der maya, welche heute noch die "offizielle" sprache hier in diesem teil guatemalas ist. spanisch lernen die kinder dann erst in der schule, als "erste fremdsprache". tomas erscheint und zusammen betreten wir die erste kirche. links und rechts in der kirche sind altare mit heiligen des christentums, in der mitte der kirche gibt es mehrere steinaltare. altare der mayas. bevor die spanier hier in chichicastenango (übersetzt: ort der chichicaste, einer pflanze, die zur zeit der eroberung des gebietes durch die spanier hier überall wuchs und es heute noch tut und als heilpflanze genutzt wird) ankamen, gab es hier nur große wälder und die zeremonienorte mit steinaltaren, wo heute die beiden kirchen standen. das dorf existierte ursprünglich nicht und entstand erst durch die hand der spanier. verblüffend, weil noch nie vorher so gesehen ist, daß die spanier hier nicht die maya-altare zerstörten, um ihre kirchen zu bauen, sondern die maya-stätte bestehen ließen und ihre kirche nur "drumherum" bauten. genug für die christen, um ihre "macht" zu demonstrieren und genug für die maya, um weiterhin ihre zeremonien durchzuführen.

 

und so sehen wir schamanen, die kräuter in die kirche werfen, die opfergaben erbringen und verschiedene kerzen in unterschiedlichen farben abbrennen. jede farbe symbolisiert dabei eine andere person (mann, frau, kinder, großeltern) und jeder altar ist für ein anderes ritual da. zeremonien und altare für mehr glück und gute ernte, zeremonien und altare für kindersegen und und und... sehr beeindruckend, zu sehen, wie zwei religionen, und zudem noch so verschieden, in einem haus zusammen ohen probleme existieren können.

 

über die 18 stufen der kirche (jede stufe für einen monat im kalender der maya) und dem davorliegenden altar für gute geschäfte und den handel, geht es über den mittlerweile erwachenden markt hinüber zur anderen kirche, in welcher auch zuvor nur ein altar gestanden hat. dieser allerding istv für die kommunikation mit den verstorbenen gedacht und dafür, dass die verstorbenen gut ins jehnseits geleitet werden ohne großen "ärger" in der unterwelt zu haben. über der kirche, welche wir soeben verlassen haben geht gerade die sonne auf. heute abend geht sie genau hinter dieser kirche hier unter. und den tag, den die sonne von der einen kirche zur anderen zurücklegt, beschreiben die schamanen als den lebensweg. so macht das alles einen sinn...



es geht weiter zum friedhof, welchen wir uns bereits gestern aus der ferne angesehen hatten. die farben der gruften und gräber ist echt erstaunlich. haben ihren ursprung auch bei den mayas. zuvor wurden die toten eingeäschert und in gefäßen im haus der familie aufbewart. die spanier überzeugten die maya von dem bau von friedhöfen, jedoch blieben die maya ihrer tradition treu, die gefäße bzw. jetzt die gräber ihrer verstorbenen farblich zu kennzeichnen. gelb für die großeltern, weiss für die männer, hellblau für kinder. und so sieht der friedhof bunt aus und wirkt damit gar nicht mehr so trist und traurig wie bei uns in europa.

 

wir schauen bei einigen zeremonien zu. ein junges mädchen hat anscheinend pech in der liebe. der schamane entfacht einige kerzen, die er speziell kreisförmig anordnet. dazu gibt es allerlei opfergaben, von zucker und süßkram bis hin zu einem guten schuß coca-cola.



vom friedhof geht es vorbei an etlichen chichicaste-pflanzen hinauf zum hügel pascual abaj. abaj ist einer der alten maya-götter. pascual sein name, den die spanier ihm gaben. drei schamane stehen um eine frau herum und halten eine zeremonie ab, da auch sie kein glück mit den männern zu haben scheint. wir gehen näher und sehen einen sack aus welchem uns zwei hühner anschauen. ist nicht ihr tag, glaube ich, werden sie doch kurze zeit später abaj zu ehren und zur freude der herumstreunenden (und anscheinend nicht gläubigen) hunde geopfert und auf dem großen steinaltar liegen gelassen. abaj (oder die hunde, je nach glauben) werden sie sich dann schon holen, zusammen mit dem bier und dem ganzen süßkram...

 

nach gut drei stunden auf den beinen und einer kleinen abschließenden führung durchs dorf (und unendlich viel rauch in der lunge) entlassen wir tomas. es wahr furchtbar interessant gewesen, vor allem wie stark der glaube auch heute noch in guatemala vorhanden ist. hier in der region quiché stammen rund 80% der menschen von den maya ab und bekennen sich noch heute zum glauben. die restlichen 20% sind katoliken. kein schlechter schnitt...



auf dem mittlerweile recht lebhaften markt gehen wir etwas essen. frisch frittiertes huhn. ich hoffe nicht jenes, vom hügel oben... danach bringen wir all unsere wertsachen zurück ins hostelzimmer und stürzen uns hinein in den markt.

 

etliche touristenbusse scheinen angekommen zu sein und so ist es brechend voll. wir schlendern an vielen ständen vorbei, immer auf der suche nach etwas besonderem, den eines gibt es hier zu genüge: kitschigen kram. und die leute kaufen es. ich habe ehrlich gesagt keine vorstellung, wie man sich so etwas in die wohnung stellen kann, aber bitte. ich finde es gut, daß die händler hier ihr geschäft machen.

 

gegen 16.00 uhr ist der große spuk dann vorbei. die touristenbusse fahren zurück nach antigua und panajachel und wo sie alle hergekommen sind. der markt ist ruhiger und jetzt geht es los, das gute geschäft zu machen, denn die meisten händler wollen die noch vorhandenen sachen nicht wieder nach hause schleppen und lassen gut mit sich handeln.

 

am späten abend dann erkennen wir die plaza nicht wieder, oder sollte ich eher sagen, daß wir die plaza gerade erst jetzt erkennen können?! die meisten stände sind abgebaut und die händler allesamt sitzen um die esstische und sind gut gelaunt. nur ab und zu spricht man und an und versucht noch einige holzschalen los zu werden. 10 quetzales für zwei schalen, die am tage noch für 80 quetzales angeboten wurden. tut uns leid, leider kein platz mehr in den rucksäcken.


29.01.2007 An den Lago Atitlan

 

direktbusse nach panajachel verlassen chichicastenango um 8.00, 10.00 und 12.00 uhr. wir entscheiden uns für die 10.00 uhr variante und stehen pünktlich an der straße und fragen dann nochmal nach. hier fährt er nicht ab. aha, also ein paar ecken weiter. dort schickt man uns auch weiter, ehe wir feststellen, daß es bereits nach 10.00 uhr ist, es keinen direktbus um 10.00 uhr gibt und der nächste, der dann wohl existieren soll um 12.30 uhr fährt. so entscheiden wir uns fürs bus-hopping.

 

der erste kleine minibus nimmt uns bis los encuetros mit, wo wir schon einmal auf anschluß warteten. auch diesmal suchen wir wieder eine toilette auf, aber eine andere. auch SEHR zu empfehlen...

 

der nächste bus schafft es bis sololá und von dort geht es dann direkt nach panajachel direkt an den lago atitlan. die fahrt von sololá nach panajachel ist spektakulär. der bus windet sich gute 500 höhenmeter hinab bis an den see, immer am berg entlang und immer mit aussicht auf den see und die vulkane, welche ihn umgeben. wir kommen an einigen aussichtspunkten und dem kleinen ort san jorge vorbei, welches wir aus dem busfenster begutachtet, als morgiges ausflugsziel in betracht ziehen.



eine richtige empfehlung für eine unterkunft haben wir fjur panajachel nicht und so ziehen wir vorbei an den etlichen souvenirständen der hauptstrasse, welche direkt an den see führt, auf der suche nach einer bleibe. einige sind uns zu teuer und andere beherbergen bereits "untermieter" im zimmer, die sich die kosten mit uns einfach nicht teilen wollen. "larry's place" klingt gut. sieht auch gut aus. seit langem mal wieder eine nobelherberge. nach einigem verhandeln und der zusicherung, mehr als eine nacht zu bleiben, bekommen wir auch das zimmer zu einem äusserst guten preis.

 

suse legt sich kurz hin. montezuma hat sich bei uns beiden "zu besuch" angekündigt. ich erkunde kurz unsere umgebung und komme am nachmittag zurück mit einigen touristischen informationen.



da wetter ist gut, die sonne scheint und der magen-darm-bereich scheint vorerst beruhigt. so ziehen wir los, weg aus der ecke in welcher wir uns befinden, auf die andere seite des dorfes, wo die ursprünglichen bewohner panajachels sich zurückgezogen haben. die kirche und die kleine plaza ist sehr hübsch und so bleiben wir sitzen, bis sich der sonnenuntergang ankündigt. diesen wollen wir am see verbringen und so gehen wir hinunter.

 

wir finden einen kleinen steg, welchen wir beschlagnahmen und erst verlassen, als die laternen angehen und die sonne hinter den vulkanen auf der anderen seite des sees gänzlich verschwunden ist. was für ein schöner tag.


30.01.2007 Panajachel

 

nach einem ausschlafen begeben wir uns zum bus, welcher uns zum gestern ausgespähten san jorge la laguna bringen soll. mit dem bus bergan, zu fuß zurück, bergab.

 

von der hauptstraße sind es hinunter ins dorf noch einige hundert meter, die wir von einigen schulkindern umgeben, zurücklegen. im dorf selbst schaut man uns an, als hätten wir uns verlaufen. scheinen wohl nicht viele leute sich hierher zu verirren, dabei ist das örtchen recht hübsch. wir schauen uns die kirche an und gönnen uns auf der plaza ein kaltgetränk, denn die sonne brutzelt erbarmungslos.

 

am dorfbrunnen versuchen uns einige kinder mit ein paar brocken englisch aufzuheitern. wir klären sie auf, daß wir nicht aus den estados unidos, den usa sind und bringen ihnen schnell ein wenig deutsch bei. nach gut 5 minuten wissen sie, daß man bei uns nicht "hello" sondern "guten tag" sagt.

 

der weg zurück geht leider nicht, wie gehofft unten am strand entlang, sondern nur oben an der straße. die wundervolle aussicht über den see und auf die vulkane entschädigt jedoch für den "stress" den unzähligen autos, bussen und lkw auszuweichen. ein tuk-tuk-fahrer fährt dann noch vor unseren augen in den rinnsteig und kippt tatsächlich um. als die beiden männer aus dem tuk-tuk herausgekrabbelt kommen, wissen wir beide nicht, wer betrunkener ist: der fahrer oder sein fahrgast.


31.01.2007 San Pedro La Laguna

 

wecker früh stellen, damit wir den sonnenaufgang sehen. was für eine tolle idee. nur leider macht da das wetter nicht mit. "gut" für uns, denn so können wir uns nochmal im bett umdrehen...

 

dann geht es aber hinunter an den strand und rein in eines der boote. einmal quer über den see geht es, nach san pedro, angeblich ein ort, an dem viele traveller für immer hängen geblieben sind.

 

das wetter fängt sich wieder und so erwartet uns in san pedro schönster sonnenschein. wir gehen den steilen weg hinauf vom hafen in richtung zentrum und bleiben noch kurz für einen frischen kaffee in einem kleinen cafe hängen. dann geht es hinauf zur kirche, welche wir zuerst besichtigen. direkt daneben entdecken wir ein büro der stadtverwaltung. wir fragen dort nach einem touristenbüro, und werden sofort in ein halbstündiges gespräch verwickelt. auf unsere frage nach einer karte bekommen wir im endeffekt eine kopie der karte der polizei, gespickt mit einem kompletten aufteilungs- und lageplan des dorfes inklusive aller einsatzpläne der gesetzeshüter. na, so ausführlich und kompakt wurden wir noch nie beraten.



wir gehen etwas ausserhalb auf einen kleinen mirador, um die schöne aussicht bei dem wetter auf see und dorf zu geniessen.

 

den rest des tages laufen wir von san pedro aus hinunter ans wasser und von dort immer an selbigem entlang. der rundweg endet dann wieder am späten nachmittag am hafen. zwischendrin nutzen wir die zeit, um viele schöne bilder zu machen. der herrlich grün-blaue see und der strahlende sonnenschein, dazu kleine fischerboote und frauen, die am see ihre wäsche waschen... wunderschöne motive.

 

die fahrt zurück nach panajachel ist ziemlich schaukelig. es gibt heftige windboen, die dicke wolken mitbringen. regnen tut es aber nicht und so sitzen wir am abend wieder unten am wasser auf unserem steg und geniessen das süße nichts-tun.